That's Seamen's life

Ein Reisebericht

That’s Seamen’s life.

Ein Reisebericht.

Nun wurde es auch langsam Zeit. Am eigenen Geburtstag auf heißen Kohlen sitzen, macht nicht gerade entspannter. Im ständigen Kontakt mit dem Reisevermittler „Kapitän Zylmann“ und natürlich mit ein paar Gästen bei Kaffee und Kuchen. Es war Freitag und ein Warnstreik in Finnland brachte unsere Reispläne ein wenig durcheinander. In der Regel bekommt man bei einer Frachtschiffreise eine Woche vor dem Start den genauen Termin für das Auslaufen des Schiffes mitgeteilt. Aber wir wussten noch nichts Genaues. Jeden Tag bekamen wir neue Informationen. Meist hieß es, die Abfahrt wird sich womöglich verzögern. Bis dann am Samstag die Info von Zylamm kann, dass es womöglich am Dienstag so weit sein würde.

Thomas hatte seine Anreise aus der Schweiz schon vorher für Sonntag geplant. Von daher waren wir zeitlich gut aufgestellt.

Nach einer Übernachtung von Thomas in Hannover, und einem Coronatest am Aegi, sind wir nach dem Frühstück mit dem Auto Richtung Holland aufgebrochen. Der Plan, eine Übernachtung in Terneuzen und dann am Dienstag an Bord unseres Schiffes der „MS Marjatta“. Einen kleinen Zwischenstopp hatten wir noch bei meinem Schwager und Neffen in Straehlen eingeplant. Es lag direkt auf dem Weg und bei Kaffee und Kuchen freuten wir uns über unser Wiedersehen. So gestärkt machten wir uns auf den Weg für die letzten 200km. Ein Hotel in Terneuzen wurde dann, dank Internet vom Auto ausgebucht. Ein kleines schnuckliges Hotel in Vlissingen nahe Terneuzen ist es geworden. Die letzte Etappe zog sich doch mehr als gedackt. Ein Tempolimit in Holland und in Belgien (wir fuhren über Antwerpen) von je 100km, bzw. 120km. 

Als wir am späten Nachmittag in Vlissingen angekommen waren, haben wir schnell unsere Sachen im Hotelzimmer verstaut, die Lieben zuhause informiert, dass wir heil angekommen waren und dann schnell Tante Google gefragt wo wir etwas zu essen bekommen. Denn Hunger hatten wir reichlich. Ein Chinarestaurant sollte es werden. Die Wahl war wirklich gut! Nach weiterem Kontakt mit Zylmann wurde uns bestätigt, dass wir am kommenden Tag gegen Abend an Bord gehen würden. 

Mit diesen neuen und konkreten Info’s fielen wir müde ins Bett.

Nach einem bescheidenen, aber gutem Frühstück an nächsten Morgen, hatten wir also noch genug Zeit Vlissingen zu erkunden. Der Ort liegt direkt an der Nordsee und es bot sich an einen kleinen Spaziergang zum Strand und über die Promenade zu machen. 

Nach einem kleinen Snack, am Mittag mussten wir auch noch für weiteren Proviant in Form von Bier sorgen. Noch einen kleinen Abstecher über den Deich und dann ab zurück zum Supermarkt. 

Kaum an deich angekommen, trauten wir unseren Augen kaum. Zum Greifen nah fuhr „unser“ Schiff die MS Marjatta an uns vorbei. Nicht mehr lang und wir werden an Bord sein. Die Vorfreude war riesig.

Nachdem wir den halben Supermarkt leergekauft hatten und wir zurück am Hotel und Auto waren, wurden die Koffer sicher und die gekaufte Verpflegung unsichtbar verstaut. Wir wollten nicht zu Beginn der Reise unangenehm auffallen. Auf Frachtschiffen gilt in der Regel absolutes Alkoholverbot. 

Wir hatten noch ein wenig Zeit bis wir uns bei der Hafenbehörde anmelden mussten, also ruhten wir uns noch ein wenig aus.

Nachdem die Formalien bei der Hafenbehörde geklärt waren, war es doch noch ein ganzes Stück bis zum Hafengelände inkl. Mauttunnel unter der Schelde entlang. Fünf Euro kostete der Spaß, wie ich fand super Günstig für 6km Tunnel.

Nachdem wir uns bei Outokumpu gemeldet hatten und uns der Pförtner auf dem Bildschirm

Für die Überwachungskameras einen guten Parkplatz für den Polo gezeigt hatte, wurde uns das Tor zum Pier wie von Zauberhand geöffnet. Ein kleiner Fußmarsch von 500m und wir waren an Bord der „MS Marjatta“.


Der Erste Offizier hat uns freundlich in Empfang genommen und zeigte uns unsere Kammern. Nachdem Kapitän Eckman uns persönlich an Bord begrüßt hatte, machten wir uns, wie vom Ersten empfohlen über den Kühlschrank her. Belegte Brote mit org. finnischem Brot waren unsere Rettung. Danach noch schnell die Kammern bezogen und erst mal ein Willkommensbier geöffnet. Anstoßen auf eine schöne Reise.

Der erste Eindruck von Schiff und Crew war sehr positiv! Immerhin war es für uns das erste Mal, dass uns der Kapitän persönlich begrüßte. Auch der Hinweis vom Ersten, wegen des Abendbrotes, hatten wir so auch noch nicht erlebt, dachte ich und schlief ein.

Am nächsten Morgen ging es dann in die Messe zu unserem ersten Frühstück und würde nicht mehr lang dauern, bis wir ablegen sollten. Dordrecht war unser erstes Ziel. Wir hatten wirklich Glück!! Ursprünglich sollte es von Terneuzen/Holland direkt nach Tornio/Finnland gehen. Die „Hördijes“ unser eigentlichen Schiff fuhr auch diese Tour. Wir hatten aber noch Dordrecht/Holland und Helsingborg/Schweden kurzfristig dazu bekommen. Mehr Action als gedacht! Wie schön!

Am Abend liefen wir dann in Dordrecht ein. Die meiste Zeit der Fahrt verbrachten wir an Deck um bei der Fahrt über die Schelde einen besseren Blick zu haben. Man konnte wunderbar ein paar Fotos machen.



Die Verladung dort begann aber erst am kommenden Morgen, da in diesem Hafen nicht in der Nacht gearbeitet wird. Der erste sagte uns, dass wir am kommenden Tag genug Zeit hätten an Land zu gehen. Das Laden des Schiffes würde auf jeden Fall bis spät in den Abend dauern.

Gesagt getan, am nächsten Morgen zu Fuß in die Altstadt von Dordrecht. Nach einer langen Sightseeing-Tour noch schnell Bier laden und ab zurück auf „unser“ Schiff. Natürlich pünktlich zum Abendbrot. Wandern macht hungrig. 


Dann ab auf meine gemütliche Kammer, quatschen und ein paar Bier zischen. Als dann Thomas zu Bett ging, habe ich draußen noch ein paar Bilder von unserer Ladung gemacht. Schrott soweit das Auge reicht, bzw. so viel wie in den Kahn passt. Das Altmetall wird in Finnland geschmolzen und neue Blechrollen entstehen. Diese werden dann von der Marjatta nach Terneuzen gebracht. Die Firma Outokumpu verarbeitet die Blechrollen weiter. Drei Schiffe, die „Laura“, die „Hördijes“ und „unser“ Schiff die „MS Marjatta“ fahren immer im Kreis um beide Firmen miteinander zu verbinden. Schrott hin, Stahl zurück. Ca. eine Woche benötigen die drei Schiffe für die Reise.



Da die Ladungsarbeiten am nächsten Tag immer noch nicht abgeschlossen waren, haben wir die Möglichkeit genutzt und sind einen weiteren Tag von Bord gegangen. 

Am Nachmittag waren wir zurück und die Arbeiten zum Beladen der Marjatta waren abgeschlossen. Am frühen Abend sollte es dann los gehen. Thomas hatte es sich auf der Brücke bequem gemacht. Ich wollte erst einmal draußen ein paar Aufnahmen machen. Etwas später saß ich auch auf der Brücke. Mehrere Stunden, ich glaube es waren 3 bis 4 brauchten wir bis zur offenen See. Als wir die hafenausfahrt von Rotterdam erreicht hatten, sagte ich zu Thomas, dass womöglich vorbei sei mit der ruhigen See.



Noch ein Absacker auf der Kammer und es sollte gewahr werden! Eine schlaflose Nacht. Ein darauffolgender Tag, der erst am Abend an ein Aufstehen denken ließ. Der Seegang ließ sich nur im Liegen einigermaßen ertragen. Seekrank! Kein Hunger, kein Durst, kein Garnichts! Einfach nur übel! Ein Gefühl, als wäre man in Dauerschleife in einer Achterbahn.

Das Frühstück, samt Mittagessen mussten wir ausfallen lassen. Am Abend holte ich Thomas aus seiner Kammer ab. Beide bleich, wie ein Blatt Papier machten wir uns auf zur Messe im Unterdeck. Wir mussten einfach ein wenig essen. Als wir in der Messe ankamen, empfingen uns die Seemänner mit einem breiten Grinsen und einem Glas Rotwein. Wir sollten unbedingt etwas essen. Ein voller Magen ist gut gegen die Seekrankheit. Und ein Glas Wein sollte Wunder bewirken. 

„But not more“ kam der freundliche Hinweis vom ersten Ingenieur. Eine Kleinigkeit essen OK, aber Wein? Auf keinen Fall. Schon der Anblick des Glases was vor Ihm stand erzeugte bei mir einen Brechreiz. Der Erste hatte noch einen Tipp. Oben auf der Brücke wäre der Seegang auch einigermaßen zu ertragen, denn die Augen würden sehen wie sich das Schiff bewegt. Diesen Tipp hatte ich mir etwas später zu Herzen genommen und bin rauf auf die Brücke. Es half tatsächlich. Es wurde langsam besser. Thomas kam später noch hoch und so ging dieser Tag mit einer neuen Seemannserfahrung zu Ende.

Der kommende Morgen sollte mit Blick auf Helsingborg ruhig beginnen. Erst hieß es, wir gehen vor Helsingborg vor Rede und dann am kommenden Morgen in den Hafen, später dann die Nachricht, gleich in den Hafen und am nächsten Morgen werden 42 Container die dort auf uns warteten verladen. Am Ende diesen ruhigen See Tages, noch ein Anlegen im Hafen und die offene Frage, wann wohl der Streik in Finnland beendet sein wird. Heute sollten Tarifverhandlungen sein. Ob eine Einigung gelingt wusste keiner an Bord. „That’s Seamen’s life“, raunte der Erste.

In der Nacht ist mir dann in der Sinn gekommen, was würde sein, wenn die Verhandlungen scheiterten? Gehen wir von Bord? Helsingborg war die letzte Gelegenheit dazu. Mit diesem Gedanken schlief ich ein. 


Am Morgen war ich um 07:00 Uhr mit Thomas verabredet. Er wollte bei mir Duschen. Als er in meiner Kammer stand fragte ich Ihn direkt, was wir machen würden, wenn die Verhandlungen gescheitert wären?! Von Bord gehen ist keine Option, schoss es aus Ihm heraus.

Nach etwa 10 Minuten Morgenwäsche kam Thomas aufgeregt unter der Dusche hervor und hatte Er sich unter der Dusche Gedanken dazu gemacht. Wir beschlossen zum Frühstück zu gehen und die neusten News in Erfahrung zu bringen. Kaum saßen wir am Tisch, am dem der Erste schon sein Sandwich genoss, erfuhren wir von Ihm, dass die Verhandlungen gescheitert wären. Einen neuen Verhandlungstermin gibt es nicht und der Streik wird unbefristet weitergeführt.

Mir blieb das Sandwich im Halse stecken! 

Was nun???

Nachdem der Erste die Messe verlassen hatte und der erste Schock verdaut war, fingen wir intensiv an zu diskutieren. Nach kurzem intensiven Abwägen wurde uns bewusst, dass es nur eine Lösung geben konnte! Die Ratten verlassen das sinkende Schiff!!

Nachdem uns der Kapitän seine Einschätzung zur aktuellen Lage gegeben hatte, wurden die Koffer gepackt. Drei Stunden hatten wir Zeit, bis die Marjatta in Helsingborg ablegen würde.

Ohne uns!

Der Kapitän hatte uns auf der Brücke vorgerechnet, dass er frühstens mit einem Einlaufen in den Hafen von Tornio am Montag den 13.03.2023 rechnet. Heute war der 27.02.2023. Das waren noch rund 14 Tage, dann noch das Schiff Löschen, neu Beladen und wieder zurück nach Terneuzen. Wozu die Marjatta auch noch mal ca. fünf Tage benötigt.

Wir beschlossen uns in Helsingborg ein Hotelzimmer zu buchen, dort zu Übernachten und von dort unsere Rückreise zu organisieren. Um 10:30 Uhr holte uns das Seemannstaxi am Schiff ab und brachte und zum Hbf./Helsingborg. Von dort waren es 10 Minuten zu Fuß zum Hotel. Auf den Weg dorthin hatte uns auch unserer Reisevermittler Zylmann kontaktiert und wir klärten noch kurz einige Details. Im Hotelzimmer angekommen, haben wir uns erst einmal ein Bier aufgemacht. Davon hatten wir ja genug. Die Anspannung und die Enttäuschung waren riesengroß. Das Ziel, durch das Packeis Richtung Finnland zu fahren ist innerhalb von drei Stunden dahingeschmolzen. 

Es war eine Kopfentscheidung das Schiff zu verlassen, der Bauch sagte uns aber gerade etwas anderes. Es fühlte sich nicht gut an. 

Jetzt saßen wir in Helsingborg/Schweden im Hotel und der Polo stand in Terneuzen/Holland im Hafen. Eins war klar, ich musste dort hin! Thomas seine Pläne waren andere. Wenn möglich direkt zurück in die Schweiz. 

Nachdem wir unsere Lieben zuhause informiert hatten, machten wir uns an die Organisation unserer Rückreise. Das Abenteuer ging also weiter. Ziemlich bald wurde klar, dass Thomas nicht so einfach nach Hause kommen würden und Er beschloss mich auf der Reise nach Terneuzen zu begleiten. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Nicht allein durch halb Skandinavien. Das erleichterte mir die aktuelle Situation erheblich. Einige Bierchen später, am Nachmittag hatten wir unsere Rückreise bis Rotterdam unter Dach und Fach. W-Lan und Kreditkarte sei Dank.

Jetzt noch einen kleinen Abstecher durch Helsingborg, ein kleines Restaurant finden, etwas essen. Frühzeitig ins Bett, den am kommenden Tag sollte es Früh über Helsingborg nach Kopenhagen/Flughafen gehen. Von dort mit dem Flieger nach Amsterdam und weiter mit dem Zug nach Rotterdam. Dort eine Übernachtung und den letzten Abschnitt der Rückreise nach Terneuzen/Hafen planen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück am Morgen, schnell unsere Sachen gepackt und haben uns auf den Weg zum Bahnhof gemacht. Der Zug nach Kopenhagen hatte einige Minuten Verspätung. Dies ließ uns allerding nicht unruhig werden, denn wir hatten großzügige Zeitfenster zum Umsteigen eingeplant. Unser Zug fuhr direkt zum den Flughafen Kopenhagen.

Nachdem wir bei Norwegian Airlines eingecheckt, unser Gepäck abgegeben und unsere Bordkarten in Empfang genommen hatten, gab es noch genug Zeit eine Kleinigkeit zu Essen. Wobei ich mich auf ein Bier beschränkte. Es waren die letzten Beiden, die mussten noch vor dem Sicherheitsbereich geleert werden. Dort sind ja keine mitgebrachten Flüssigkeiten erlaubt.

Nach einem ruhigen Flug in Amsterdam/Schiopol angekommen machten wir uns auf den Weg zur Haltestelle des Flixbuses. Da der Flughafen nicht gerade klein ist und uns Google auch nicht so richtig weiterhalf, suchten wir nach einer Information Irgendwo musste doch diese Haltestelle sein???


An der Info konnte man uns tatsächlich behilflich sein! Ich hatte nicht eine Fahrkarte für den Flixbus gebucht, sondern über Flixbus ein Ticket für die holländische Bahn „SNCF“. Da konnten wir ja lange suchen. Das Gleis für unsere Weiterfahrt befand sich in Sichtweite. Am Gleis angekommen, stellten wir fest, dass einige Verbindungen Richtung Rotterdam gestrichen waren. Warum fielen so viele Verbindungen aus? Ein Blick ins „www“ machte uns schlauer. Es wurde gestreikt! Nicht schon wieder, dachten wir und zwängten uns mit all unserem Gepäck in den einfahrenden Zug. Wie die Ölsardinen ging es Richtung Rotterdam. Aber immerhin ging es dort hin. Bei jedem Halt wurde der Zug gefühlt voller und Koffer, Menschen wurden gestapelt. Nach einer knappen Std. Fahrt erreichten wir Rotterdam Hbf..

Kurze Zeit hatten wir in Erwägung gezogen in das uns bekannte Hotel in Rotterdam ein zu checken, indem wir vor fünf Jahren bei unserer letzten Frachtschiffreise abgestiegen sind. So ein kleines Revival. Aber nachdem wir die die Bewertungen im Netz für das Hotel gelesen hatten, haben wir auf diesen Spaß verzichtet. Obwohl Thomas meinte damals den besten Fisch seines dort in der Nähe des Hotel gegessen zu haben.

Nachdem wir uns einigermaßen Verlaufen hatten und es langsam dämmerte, hatten wir schließlich unser Ziel erreicht. Es lag direkt im Bahnhofsviertel und das meine ich wörtlich. Ihr kennt doch St. Pauli. Ich meine nicht das Party St. Pauli. Ich meine das St. Pauli der gestrandeten Seelen. Dort waren auch wir gestrandet. Der erste Eindruck des Hotels war nicht wirklich positiv. 100 € Kaution auch noch? Wofür?

Nachdem wir die Vormalitäten erledigt hatten, bezogen wir unser Zimmer. Das Zimmer war komplett in schwarz gestrichen, noch dunkle Möbel dazu, dies unterstrich das freundliche Ambiente. Gut das es Draußen auch schon dunkel war, so wirkte das Ganze nicht gar zu trist. Kurz nachdem wir unsere Lieben angerufen hatten und ein kühles Getränk genossen. Ging es auch schon an die Planung für den fehlenden Reiseabschnittes Richtung Terneuzen, Richtung Hafen zum Polo.

Nachdem Thomas uns die beste Verbindung gebucht hatte, benötigten wir unbedingt etwas zwischen die Kiemen. Ein fünf Sterne bewertetes Fischrestaurant war fußläufig zu erreichen. Als wir dort ankamen und bemerkten, dass kein einziger Gast im Gastraum saß, haben wir spontan entschieden weiter zu suchen. Nach gefühlt einer Ewigkeit und einige obskure Begegnungen später, hatte wir ein türkisches Lokal entdeckt. Es saß einladend aus, machte mir aber den Eindruck, als gebe es dort keinen Alkohol zu genießen. Und richtig, meine Nase täuschte mich nicht. Der Schlummertrunk musste ausfallen. Das Essen war einfach spitze und ein kühler Ayran tat es auch.

Für das Frühstück am nächsten Morgen machte ich mir keine großen Hoffnungen, das Hotel war einfach zu seltsam. Allerdings wurden meine Befürchtungen nicht gewahr und wir genossen das doch recht umfangreiche und leckere Mal.

Danach schnell Auschecken und ab zum Hbf..

Über Dordrecht zurück nach Terneuzen, mit Umstieg in Middelburg in den Bus.

Das Wetter war top, aber die Temperaturen waren der Jahreszeit angemessen. Im Zug wollten wir uns ein wenig aufwärmen, doch Pustekuchen. Der komplette Zug war unbeheizt. Vorbei an Dordrecht über die Brücke die wir vor ein paar Tagen zu Fuß überquerten. Ein Déjà-vu. Als ich meine Füße vor Kälte nicht mehr spürte, waren wir in Middelburg angekommen. Wir mussten noch ein wenig auf den Bus warten und versuchten uns in der Sonne aufzuwärmen. Was nicht viel hilf, da es einfach noch zu kalt war an diesem Morgen. Dafür hatte der Busfahrer ein Einsehen mit uns und hatte den Bus schön eingeheizt. 

Nachdem wir die Schleuse querten in der wir vor ein paar Tagen mit der Marjatta geschleust wurden hatten wir entschieden am Krankenhaus in Terneuzen auszusteigen.

Die Vorgehensweise dort auszusteigen und dort mit Taxi zum Hafen zu fahren, erwies sich als goldrichtig. 

Zwei ältere Damen an der Information besorgten uns per Telefon eine Droschke. Die Fahrerin wusste gleich Bescheid. Es war nicht ihre erste Tour Richtung Outokumpu.

Ein paar Minuten später und 50€ leichter erreichten wir den Anleger und unseren Polo. Er stand tatsächlich noch dort. Ein paar Möven hatten ihre Spuren hinterlassen, aber ansonsten war alles OK. Die sieben Sachen umgeladen, tanken und ab Richtung Heimat. 600km lagen vor uns mit einem kleinen Abstecher nach Straehlen, wo man uns schon mit Kaffee und Kuchen erwartete. Die Fahr dorthin war ziemlich easy, einzig Antwerpen erwies sich als Nadelöhr. Wer meint in und um Hamburg wäre viel verkehr, der sollte mal einen Abstecher nach Antwerpen machen.

Auf der Fahrt nach Straehlen dachte ich noch einmal darüber nach, ob ich diese Rückreise auch ohne Thomas bewältigt hätte??! Womöglich schon. Aber so war es doch viel angenehmer und weniger stressig, da wir uns gegenseitig unterstützen konnten.

Als wir bei Bernd in der Firma ankamen, war das Gelächter groß, hatte er uns doch mindestens eine Woche später erst zurück erwartet. Bei frischem Kaffee und leckerem Kuchen erzählten wir von unserem kleinen Abenteuer und nach knapp einer Stunde ging es, zumindest für mich auf die letzte Etappe Richtung Heimat. Auf Thomas wartete noch eine Nacht im Domero und am Folgetag die Zugfahrt gen Oberrütti. Die letzten 350km zogen sich dann doch ganz schön hin, so dass wir erst gegen frühen Abend in Hannover ankamen. Thomas am Hotel schnell rausgelassen und noch schnell zum Abendessen bei Italiener um die Ecke verabredet. Die Freude über das unerwartet schnelle Widersehen war riesengroß. Der Hunger auch und so erzählten wir Biene unserer Abenteuer bei Pizza und Wein bis ins kleinste Detail.

Am nächsten Morgen kam Thomas mit Brötchen zu uns und wir frühstückten gemeinsam. Danach, ab zum Hotel, die Sachen holen. Ich brachte Ihn dann noch zum Hbf. Pünktlich um 10:30 Uhr ging es Richtung Zürich. Gegen Abend sollte er dann zuhause sein. Für mich endete das Abenteuer „MS Marjatta“ auf Gleis 2 am Hauptbahnhof Hannover. 

 

Der Streik endete in Finnland doch schneller als alle Beteiligten dachten. Die Marjatta war am Mittwoch den 15. März 2023 gegen 11:00 Uhr zurück in Terneuzen. Eine Woche später als wir zu Reisebeginn geplant hatten. Also doch alles richtig gemacht ?!? 

Auf See kann man es nie genau wissen.

„That‘s Seamen’s life“.